Samstag, 10. Dezember 2011

Vom Fliegen und Fallen


Ich fliege.
Schwinge mich auf in göttliche Höhen.
Leicht und gleichgültig über allem kreisend.
Heilige sein.
In himmlisches Licht gehüllt.
Mein körperloser, grenzenloser Leib,
aufgelöst in Nichts
und durchdrungen von allem.
Frieden.

Ich falle.
Plötzlich und unerwartet.
Mein Körper gestaltet sich neu,
wird heftig geformt,
verdichtet.
Aus allen Zeiten des Universums
strömt Körper und Schwere.
Magnetisch angezogen.
Konzentriert sich.
Ballt sich zusammen.
Braut sich auf.
Erbarmungslos stürze ich
in den Abgrund.

Vergeblich suche ich Flügel.
Ein letzter Versuch es aufzuhalten.
Kein Wunder passiert.
Es ist ohne Hoffnung.
Und ich überlasse mich dem Sog.
Es gibt nur noch fallen.
Kein Tun.
Hingabe.

Ich tauche ein ins Sterben.
Mein begrenzter Leib
bohrt sich wie ein Pfeil
in den Morast.
Dunkelheit.
Schlamm kriecht in Mund und Ohren.
Erde presst meinen Körper zusammen.
Schmerz, Verzweiflung, Scham.
Lachende Teufel.
Wie winzig ich bin.
Bedeutungslos.
Ich ergebe mich.
Werde still, ganz still.
Ausatmen, sterben.
Es gibt keine Zeit mehr.

Und dann,
ein leises Pulsieren.
Ich lausche in das
Ganz-Weit-Weg.
Etwas ist da noch.
Erstaunt spüre ich
mein eigenes Herz.
Es ist ohne Zweifel:
Ich habe überlebt.
Es gibt mich noch.

Das Überleben breitet sich aus,
richtet sich auf.
Ich begreife,
hier ist die Quelle.
Und unaufhaltsam strömt die Kraft
in mich zurück.

Im Herzen der Erde gelandet.
Mir wird heiß
und meine Sinne werden frei.
Auf einmal ist Lebendigkeit da
und Lust.
Und ich beginne
mit den Teufeln zu lachen.

Hey, es ist toll hier unten.
Ich will schreien, toben,
mich auskosten.
Will am Leben sein,
alles spüren,
alles berühren,
alles sein.

Und ich kann mich wieder
neu aufschwingen,
in grenzenlose Höhen.
Diesmal noch weiter.
Es gibt noch viel mehr.

Ich habe das Fliegen niemals verlernt.
Ich will das Spiel noch mal spielen,
den Tanz noch mal tanzen,
das Leben noch mal leben.
Bis ich satt bin.

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