Sonntag, 20. Januar 2013

Tänze des Lebens



Die Kraniche sind angekommen,
unsicher noch
im neuen Revier.
Tasten, spüren, schauen,
zusammen finden.

Vertraute Mitte,
eine Schale voller Leere.
Erwartungen, Neugier, Bereitschaft.
Im Schein der brennenden Kerze
ruhende Aufmerksamkeit.

Der Tanzboden ist gesät.

Seite an Seite, den Blick zur Mitte,
aufgereiht wie die Perlen einer Kette
tanzen die Aspekte meines Lebens
Freude, Trauer, Schmerz und Leid
Lust und Liebe, Angst und Mut.

Alles hat seine Zeit
und  alles wendet sich in der Zeit,
auch Entwurzelung geschieht.
in schnellen Analysen.
Ich kann nicht folgen,
stolpere über gemalte innere Landschaften

Was ist Wirklichkeit?

Widerstand liegt wie Blei in meinem Bauch,
der Kopf tut weh.
Und noch mehr schmerzt das verlangende Herz:
„Komm nach Hause, komm!
Ich beginne mit der Zeit zu verhandeln,
zu schnell, zu bunt, zu laut.
Die vielen Eindrücke tun weh
Rückzug, Höhle, Wunden lecken und
bald ist Weihnachten
Sehnsucht danach sich ausruhen.

Trennungsschmerz, Scheidung…
Befreiung tut weh.
Und dennoch lösen sich die Fesseln
mit wachem Herzen,
weinend um die Sünde des gebrochenen Versprechens.
Trost im Tanze finden.

Zehn zarte blaue aus Meer geborene Wesen
steigen auf, vermischen sich mit Luft.
Die Hand malt von allein.

Alle Register sind gezogen, alle Rezepte eingereicht:
Es gibt nichts mehr, das ich noch tun kann.
Alles hat seine Zeit.
Bleiben hat seine Zeit und
Gehen hat seine Zeit.

Tänze gehen manchmal zeitweise verloren,
legen sich in die Stille, wenn es zu laut wird.
Dann wächst der Löwenzahn wie zur Erinnerung
aus Mauerritzen
erinnert an die Einfachheit
und weckt neue Kraft
sich einfach durchzusetzen.
Ganz sanft.

Kraft des Tages, die gebraucht wird
um in  Dunkler Nacht zu wachen.
Nacht, die blind macht, um zu erkennen.
Betroffenheit, Verletzung decken Liebe zu
die darunter schläft und auf Erweckung wartet.

Versäumnisse schmerzen am allermeisten.
Gebundene Kräfte warten auf Befreiung
und aus Dunkelheit steigt Licht und Klarheit
und Kraft genug um neu zu segnen
und Liebe zu säen.

Das ist es wert.

Und auch Freude verliert sich manchmal
in den Gezeiten innerer Arbeit.
Dann stürzen Computer ab
und gehen Spülmaschinen kaputt.
Dann muss es einfach noch enger werden
bis ein Odeno Oro mich tanzend wieder weckt
und neckt.

Aber ja, Tamar, ich bin  die ich bin.
Du machst es mir vor mit deinen wedelnden Palmen,
verbirgst den Narr und den Weisen,
zeigst mir die rote Nase.
Macht nix, wenn das Leben dir mal falsch rausgibt.
Tanz doch einfach weiter.
Was soll den schon geschehen,
jetzt wo ich über 50 bin.

Wurzeln sind auch längst geschlagen,
Kinder blühen und duften im Garten
und soviel Freude Wege zu gehen und
auf nichts gerichtet zu sein.
Verbindlichkeit und Andacht
am Sonntagmorgen.

Wie seltsam wenn Menschen gehen,
die nie da waren.
Die ein ganzes Leben voller Sehnsucht tragen,
die gesät, aber nie das Feld bestellten.
Wann ist ein Vater ein Vater?

Heimat sind die Zwischenräume.
Stille zwischen zwei Tänzen.
Bewegung fließt zurück in die Quelle.
Worte strömen aus dem Einen,
streicheln mich wie warmer sanfter Wind.
Geborgenheit.

Im Reigen Jesu finde ich die getanzten Antworten
auf ungestellte Fragen.
Wer ich bin,
das weiß ich nicht,
und wofür man mich jetzt ansieht
das bin ich nicht.
Dennoch wissend und fühlend.
Selbstverleugnung tut weh.

Die Liebe krönt und kreuzigt.

Wie erhebend, wenn Menschen zu Räumen werden,
weit und offen für einen Moment.
Wenn alles in Eins zusammenfließt,
wenn Tanz und Tanzende verschmelzen.
Wenn niemand mehr ist
und es an nichts fehlt.

Wie kann ich alles beim Namen nennen?
Wie kann ich alles sehen und achten
und nichts vergessen?
Wie kann ich zeigen: Es hat sich gelohnt?
Wie kann ich danke sagen?

Es ist die Schale, die gefüllt ist mit Leben und Liebe
und Rosenblättern,
getragen durch die Zeit,
durch Dunkelheit und Licht,
umkreisend die Welt.
Und ich habe sie ein Stück getragen
mit Leib und Seele und mit heißem Herzen.

Indem ich sie heute leere,
sage ich danke.