Freitag, 23. Dezember 2011

ANKOMMEN


Lied am Morgen

Aus Nebel entsteht die Welt.
Lichte Schatten fliegen empor.
Was meine Augen noch nicht sehen
hört mein Herz.
Ein ferner Trommelschlag
stetig, unermüdlich, weich.

Klänge mischen sich mit Licht.
Atmen still den Duft der Schöpfung.
Noch ist nicht, was das Sein erfasst.
Es ruht noch in der Welten Schoß.

Bereit.

Dann endlich jubelnd wird´s wahr.
Der Ton der Flöte weitet sich,
berührt den Lebensgarten.
Erweckt die Stillen, die noch schlafen.
Und mischt sich unter meine Haut.

Das zitternde noch feuchte Leben
lässt kaum die Saiten schwingen.
Und Erde fängt den Ton der Flöte ein,
vereint der Trommel Herzensschlag.

Der warme dunkle Klang der Hölzer
schickt Gewissheit, Vertrauen aus.
Zimbeln locken zum Gebet
und läuten den Glanz der Schöpfung aus.

Bereit

Unschuldig, fragend hineingeboren
in diese Weltenmelodie
spiel´ ich weiter, was ich nur ahn´,
und webe meine Wünsche ein.

Geheimes Wünschen trägt der Wind
zu allen, die da träumen.
Der Weltenschleier lichtet sich
in einem leisen Staunen.

Abstieg


Die Göttin des Himmels und der Sterne
ruft nach ihrer dunklen Schwester.
Sie ruft nach den vergessenen Aspekten.
Die Wunden der Trennung
sind neu entbrannt.

Wie könnte sie ganz sein
ohne den Zorn und die Vernichtung.
Ganz sein, ohne das Gift,  den Stachel.
Wie könnte sie leben und lieben
ohne den Tod?

Doch erst wenn die Verzweiflung brennt,
wenn Schreie laut geworden sind,
damit der Ruf in alle Winkel dringt,
wird die dunkle Schwester geweckt,
ihr eigenes Spiegelbild.

Würde auch nur eine Träne nicht gesehen,
ein Schmerz nicht gefühlt,
und würde eine Dunkelheit vermieden sein,
augenblicklich würde alles zu Asche zerfallen
und im Schlaf erstarren.

Doch wenn sie dich einlässt,
lege alles ab,
deine Kleider, deinen Schmuck, deine Schönheit.
Gib dich ihr ohne Zögern hin,
empfange ihren Todesstoß.

Und wenn es still geworden ist
und das weiße Totentuch
dich wie ein sanfter Schleier umhüllt
dann wird die Liebe atmen.
Von tausend Welten frei.

Bereite deine Schwingen aus,
lass dich strömen in lautlose Gezeiten.
Unendlich weit und schwerelos
bist du geworden zu dem
was du schon warst.
Und nie von Sinnen erfasst.

Priesterinnen


Stärkend und nährend sind sie mir begegnet,
autonom und wissend um ihre Kraft.
Die Priesterinnen riefen mich.
In Kreistänzen zeigten sie mir ihr Leben
Wahre Kraft ist leise.
Sie banden mich ein in den roten Lebensfaden,
weckten mich mit sanften Gesängen,
zeigten mir tanzend ihr Geheimnis.
Lehrten mich die Dunkelheit zu lieben.
Sich verneigend vor dem Tode
ehrten sie das Leben.
Ich begann zu sehen
was nicht sichtbar ist.

Das Labyrinth


Ich tanze im Weizenlabyrinth.
Inspiriert von den Himmelsgöttinnen
gehen wir den siebenfachen Gang.
Sprudelnde Energien lassen mich fliegen
bis ich vom Dunkel der Erde
zurückgesaugt werde.
Ich tanze mein Leben,
mein Lieben,
mein Leiden
in den sieben Gängen
hinein und hinaus.
Getragen vom ewigen Jetzt.
Hier Erde, ist deine Tochter
auf der Suche nach ihren Wurzeln.

Samstag, 10. Dezember 2011

Hier ist mein Zuhause


Abermals habe ich das Land verlassen müssen.
Das Land mit seinen unendlich weiten Strömen,
die schillernd und glitzernd
die Lebendigkeit des Himmels spiegeln.
Es gibt keine Zeit,
keine Schwerkraft.
Manchmal dringt leises Erstaunen
durch den endlosen weißen Nebel.
Dieses Land ist
wie aus einer anderen Welt.
Manchmal scheint der Ausruf der Freude
wie ein jubelnder Wind
durch das Land zu jagen
um alles zu berühren
und um alles voller Übermut
durcheinander zu bringen.
Dann gluckert und gurgelt Lachen
durch alle Ritzen,
das Land ist wie von Erdbeben erfasst,
droht auseinander zu bersten.

Doch plötzlich ist alles wieder still.
Das Land ist so ruhig wie zuvor.
Nichts hart sich wirklich verändert.
Die Ströme fließen breit und schillernd.
Der Nebel ruht still und geheimnisvoll
auf den Wiesen.
Die Unberührtheit dieses Landes ist gewiss.
Alles was jemals passierte,
hat nie wirklich stattgefunden,
ist eine Illusion, ein Traum.
Den wir selbst in uns zum Leben erwecken,
ihn wach küssen,
mit Inhalten füllen.
Ihm einen Namen geben,
einen Ort,
eine Zeit,
eine Person.

Dieses Land, von dem ich spreche,
gibt es genauso wenig,
wie die Person,
die das Land beschreibt.
Und doch,
dieses Land bin ich selbst.

Ein Erscheinen aus der Tiefe
meines eigenen inneren Landes.
Weites, unendliches Herz.
Ich bin an diesem Ort und doch,
es gibt mich nicht
Der Ort ist Leere und Wirklichkeit
zugleich.
Es gibt keine Zeit, keine Logik,
keine Vernunft, kein Schicksal,
keinen Anhaltspunkt
für eine einfache Orientierung.
Kein Gestern, kein Morgen,
keine Bestimmung.
Der Ort ist nicht lokalisierbar,
nicht über die Sinne wahrnehmbar.
Er ist grenzenlos
und auch das ist schon wieder nicht wahr,
weil auch die Grenzenlosigkeit
ein Ding ist.

Manchmal bin ich an diesem Ort,
in diesem Land.
Ich weiß nicht, wie ich
hierher gekommen bin.
Ich finde mich im trockenen Gras,
sitzend am riesigen Strom
oder am Fuße eines Berges,
dessen Schwindel erregende Höhe
den Himmel zu berühren scheint.
Oder ich gleite in unendlichen Tiefen
über den Meeresboden dahin,
voller Frieden
und Zeitlosigkeit.

Es spielt keine Rolle,
ob ich atme
oder ob Meerwasser durch meine Kiemen spült,
ob ich Mensch bin oder Tier.
Ich bin nichts
und das, was ich immer war.
In allen Erscheinungsformen ist Frieden,
Stille
und die Quelle der Wahrheit.

An diesem Ort
herrschen keine Zweifel mehr.
Nichts kann ausgelöscht werden
und nichts kann verändert werden.
Es ist was immer ist
und was immer war -
für alle Ewigkeit.
Und immer, wenn ich dort bin,
weiß ich,
dass ich schon immer dort war
Hier ist mein Zuhause.