Montag, 28. November 2011

Kindheit


REGENBOGEN
Die Nase an die Scheibe gepresst
In jedem Regentropfen eine Welt
läuft die Scheiben runter
Runde Welten, längliche Welten
zerfließen
In jeden Tropfen eine Sonne
und in der Ferne ein Regenbogen
Laufsteg ins Universum
Mama ruft aus der Küche
Die Herrscherin der tausend Sonnen
soll beim Abspülen helfen.


ZAUBERGARTEN
Wenn ich mit meinem roten Roller
den riesigen Garten
meiner Großeltern durchquere
bin ich die Herrscherin
der Welt.
Karotten unterliegen
meinem Urteil.
Sind sie zu klein
stecke ich sie in die Erde zurück.
Rote Johannisbeeren lachen mich an.
Wehe ihr seid sauer!
Bei den Erbsen mache ich Rast.
Und pule mir die grünen Perlen heraus.
So saftig grün und süß.
Schoten pflastern meinen Weg.
Endlich auf der Wiese angekommen
besteige ich meinen Thron aus Heu.
Die Katze schleicht durchs Gebüsch.
Die jungen Tannenbäumchen
stehen brav in Reih und Glied.
Schön ordentlich.
Und wie ich mich so über alles freue
passiert es manchmal
dass ich in einen noch
größeren Garten eintrete.
Es ist alles aus Glanz.
Ein Zaubergarten.
Unbeschreiblich schön.
Ich bin dann ganz still,
bewege mich nicht.
Und es dauert eine Weile
bis das Rufen meiner Oma
mich erreicht.



MEINE VERBÜNDETE

Still lausche ich in die Dunkelheit:

Durch das Fenster blitzen Sterne.

Unten im Haus höre ich Schritte

und leise Unterhaltung.

Ich bin geborgen.

Ich höre das Knipsen des Lichtschalters

und das Knarren der alten Treppenstufen.

Nun kommt Oma auch ins Bett.

Bin so lange wach geblieben.

Ich schlafe neben ihr im Ehebett.

Opa ist ausgezogen weil Oma schnarcht.

Mein Glück.

Die Tür öffnet sich

und ich stelle mich schlafend.

Sehe ihr heimlich beim Umkleiden zu.

Sie entdeckt mein Wachsein

und ich freue mich diebisch erwischt zu werden.

Sie ermahnt mich leise lächelnd.

Wie gerne ich es habe,

wenn sie noch ihre Brille aufsetzt

um noch ein paar Seiten

zu lesen.

Ich kuschele mich

an ihren dicken warmen Körper.

Schaue zu wenn sie die Seiten umblättert.

Der Wecker tickt im Herzschlag

ihres Liebesromans.

Geborgenheit.

Und Opa geht jeden Morgen 
um sechs in seinen Garten.


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