Samstag, 10. Dezember 2011

Hier ist mein Zuhause


Abermals habe ich das Land verlassen müssen.
Das Land mit seinen unendlich weiten Strömen,
die schillernd und glitzernd
die Lebendigkeit des Himmels spiegeln.
Es gibt keine Zeit,
keine Schwerkraft.
Manchmal dringt leises Erstaunen
durch den endlosen weißen Nebel.
Dieses Land ist
wie aus einer anderen Welt.
Manchmal scheint der Ausruf der Freude
wie ein jubelnder Wind
durch das Land zu jagen
um alles zu berühren
und um alles voller Übermut
durcheinander zu bringen.
Dann gluckert und gurgelt Lachen
durch alle Ritzen,
das Land ist wie von Erdbeben erfasst,
droht auseinander zu bersten.

Doch plötzlich ist alles wieder still.
Das Land ist so ruhig wie zuvor.
Nichts hart sich wirklich verändert.
Die Ströme fließen breit und schillernd.
Der Nebel ruht still und geheimnisvoll
auf den Wiesen.
Die Unberührtheit dieses Landes ist gewiss.
Alles was jemals passierte,
hat nie wirklich stattgefunden,
ist eine Illusion, ein Traum.
Den wir selbst in uns zum Leben erwecken,
ihn wach küssen,
mit Inhalten füllen.
Ihm einen Namen geben,
einen Ort,
eine Zeit,
eine Person.

Dieses Land, von dem ich spreche,
gibt es genauso wenig,
wie die Person,
die das Land beschreibt.
Und doch,
dieses Land bin ich selbst.

Ein Erscheinen aus der Tiefe
meines eigenen inneren Landes.
Weites, unendliches Herz.
Ich bin an diesem Ort und doch,
es gibt mich nicht
Der Ort ist Leere und Wirklichkeit
zugleich.
Es gibt keine Zeit, keine Logik,
keine Vernunft, kein Schicksal,
keinen Anhaltspunkt
für eine einfache Orientierung.
Kein Gestern, kein Morgen,
keine Bestimmung.
Der Ort ist nicht lokalisierbar,
nicht über die Sinne wahrnehmbar.
Er ist grenzenlos
und auch das ist schon wieder nicht wahr,
weil auch die Grenzenlosigkeit
ein Ding ist.

Manchmal bin ich an diesem Ort,
in diesem Land.
Ich weiß nicht, wie ich
hierher gekommen bin.
Ich finde mich im trockenen Gras,
sitzend am riesigen Strom
oder am Fuße eines Berges,
dessen Schwindel erregende Höhe
den Himmel zu berühren scheint.
Oder ich gleite in unendlichen Tiefen
über den Meeresboden dahin,
voller Frieden
und Zeitlosigkeit.

Es spielt keine Rolle,
ob ich atme
oder ob Meerwasser durch meine Kiemen spült,
ob ich Mensch bin oder Tier.
Ich bin nichts
und das, was ich immer war.
In allen Erscheinungsformen ist Frieden,
Stille
und die Quelle der Wahrheit.

An diesem Ort
herrschen keine Zweifel mehr.
Nichts kann ausgelöscht werden
und nichts kann verändert werden.
Es ist was immer ist
und was immer war -
für alle Ewigkeit.
Und immer, wenn ich dort bin,
weiß ich,
dass ich schon immer dort war
Hier ist mein Zuhause.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen