Samstag, 10. Dezember 2011

Unterweisung


Die weise Alte erscheint im Traum.
Sie ist klug, stark und weiblich.
Weiß um die Geheimnisse.
Ich soll mich trauen Liebe und Lust zu leben.
Den ersten Schmerz zu tragen
wie eine Frucht.
Den Mut und die Aufrichtigkeit
zu wahren.
Nicht auszuweichen.
Das Scheitern zu ertragen.
Das was in mir versteht,
hat keine Fragen.
Sie packt mich am Handgelenk
und zieht mich in ihr Geheimnis.
Die Wände sind beschrieben.
Es sind kleine Zeichen an der Wand.
Gleichnisse aus der Ewigkeit
die ich nicht verstehe.
Sie zieht mich auf ihr Bett
und um mich herum
brennen Butterlampen.
Über meinem Kopf rauscht das Meer.
Meine Sinne versinken
in den Wellen des Bewusstseins.
Die Alte schreibt und kritzelt
mit verschiedenen Farben und Zeichen.
Kleine Figuren huschen übers Papier.
Und verschwinden wieder.
Auch ich schreibe plötzlich,
wie von allein.
Den Blick nicht von der Wand gewandt.
Fremde Zeichen, Zahlen -
Ich verstehe nicht.
Die Alte nimmt meinen Kopf
in ihre Hände.
Sie salbt mein Gesicht
zum Schutz der Seele,
die sich entfalten will.
Und später wird sie mir
glitzernde Perlen geben,
um meine Tränen auszulösen.
Als sie mir ihre leeren Hände zeigt,
kann ich gehen.
Bereit nun.
Ruhig und gelassen verlasse ich den Traum.

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